Berner Sennenhund Camillo vom Bernerwald


Ein kurzer Nachruf

Als wir 2008 unseren ersten Berner Sennenhund Domino unter so dramatischen Umständen verloren hatten, blieb uns unser Schnäuzelchen Ginja. Erst einmal waren wir wirklich zu mitgenommen, um wieder an einen zweiten Hund denken zu können. Doch schon wenige Monate später verliebten wir uns in Camillo, der dann im Mai 2009 bei uns einzog. Etwas spontan kam dann Anfang 2010 auch noch Duncan zu uns, so dass wir bis zu Ginjas Tod am 30.10.2013 ein wunderbares Dreierrudel hatten, mit dem wir im September 2010 in unser neues Zuhause in der Eifel umgezogen sind.

Leider war die Freude mit Camillo nicht ungetrübt. Er bekam früh Blasensteine, was erst zu starken Schmerzen und dann zu einer Operation führte. Auch nach der OP gingen die Schmerzen nicht ganz weg. Erst eine Kastration erreichte, dass sich die Blase wieder vollständig leeren konnte. Aber sein Leben lang litt Camillo zwei bis dreimal im Jahr unter starken Koliken, die wiederum mit extremen Schmerzen verbunden waren. Ob das eine Folge von den Operationen war, wissen wir nicht, da sich die Ursache trotz intensiver Suche nicht finden ließ. Wir haben natürlich versucht, mit Schmerzmitteln und krampflösenden Medikamenten zu helfen, aber Camillo litt immer einen, manchmal anderthalb Tage und war in dieser Zeit besonders anhänglich. Er suchte dann immer die Nähe von Frauchen, als ob die ihm seine Schmerzen nehmen könnte.

Dann bekam Camillo auch noch eine Magendrehung, mutmaßlich wiederum zumindest mit begünstigt durch seine Vorgeschichte. Aber auch die hat der Plüschhund überstanden.

Auch im Hinblick auf den Charakter blieben diese Leiden nicht ganz ohne Folgen. Da Camillo seine Schmerzen ja nicht mit konkreten Ereignissen verknüpfen konnte, war er immer eher zurückhaltend und vorsichtig, obwohl er von der Veranlagung her sicher der Berner mit dem lebhaftesten Temperament war. Da hat ihm sicher erst Ginja, dann Duncan mit seiner unerschütterlichen Ruhe und seinem Selbstvertrauen Rückendeckung und Sicherheit gegeben. Man musste aber immer ein wenig aufpassen, weil Camillo sich manchmal von anderen Hunden, manchmal auch von Kindern angegriffen fühlte und dann in die Offensive ging. So hat er auch mal ein Kind heftig angebellt, bevor wir reagieren konnten, was für das Kind sicher keine angenehme Erfahrung war aber mehr als anbellen hat Camillo nie getan. Bei fremden Hunden war es schon mal schwieriger, weil dann auch Duncan mitmischen wollte. Und welche Hunde Camillo nicht mochte, war nie vorauszusehen. Immerhin waren es immer die Gleichen, so dass man bei entsprechenden Begegnungen vorausschauend handeln konnte.

In dem halben Jahr nach Duncans Tod, als ich mit Lulu und Camillo alleine unterwegs war, konnte man eine Veränderung bei Camillo bemerken. Er wurde souveräner, weil er jetzt das Alphatier sein musste.

Kondolenzkarte CamilloCamillo hat immer für Stimmung bei uns gesorgt, zumindest dann, wenn er keine Schmerzen hatte. Nach dem Aufstehen gab es das Begrüßungsritual. Herrchen kam aus dem Bad, zog sich an und die Hunde warteten ungeduldig, bis wir dann eine Runde Morgenknuddeln machen konnten. Mit drei Hunden war das gar nicht so einfach. Dann kam das Frühstück und meistens der Morgenspaziergang. Dabei wurde erst mal das halbe Dorf geweckt, weil Camillo vor lauter Freude und Begeisterung gebellt hat und um mich herumgesprungen ist, dass die anderen mitmachen mussten. So schön wie diese Lebensfreude auch anzusehen war, nervte das Gebell doch sehr. Doch hier war Camillo unbelehrbar. Das haben wir ihm nie auch nur ansatzweise abgewöhnt bekommen. Sicher hat das aber auch einen Teil seines Charmes ausgemacht. Weniger schön war, dass er sich nie hat bürsten lassen, jedenfalls nicht freiwillig. Das war wohl ebenfalls eine Folge seiner Schmerzerfahrungen. Und so sah unser Plüschhund zwischendurch auch schon mal etwas ungepflegt aus. Eine Augenweide war aber immer seine Bewegung. Alles an ihm war elegant. Camillo war immer leichtfüßig, schnell und wendig. Ein großer Kontrast zu dem panzerhaften seines Halbbruders Duncan, der zwar eindrucksvoll mit breiter Brust, aber mit seltsamem Watschelgang daherkam.

In den letzten Monaten konnte man aber merken, dass der Bewegungsapparat insgesamt nachließ. Camillo humpelte des Öfteren mal, meistens vorne. Immer ging das aber auch wieder weg, manchmal erst nach Wochen. Er bekam daher Seniorenfutter mit Muschelextrakt und zwischendurch auch spezielle Aufbaupräparate. Und natürlich haben wir die Spaziergänge entsprechend angepasst. Dann, zwei Tage vor unserem Ägyptenurlaub, schrie Camillo kurz nachdem wir losgegangen waren, kurz auf und zog den rechten Hinterlauf nach. Wir sind natürlich sofort wieder umgekehrt. In der Folge hatte Camillo Schwierigkeiten mit dem Aufstehen auf unseren Fliesen. Also haben wir Teppiche ausgelegt. Er schien aber weiter am Bein keine Schmerzen zu haben und wenn er aufgestanden war, konnte er sich, wenn auch mit etwas Humpeln, gut bewegen. So entschlossen wir uns nach einer Nacht mit sehr wenig Schlaf, doch den Urlaub anzutreten. Im Nachhinein bedauern wir das zutiefst. Die ersten Tage waren dann auch recht unproblematisch. Dann muss Camillo beim Aufstehen aber weggerutscht sein und mit beiden Hüften eine Grätsche gemacht haben. Die Schmerzen, die dabei entstanden sind, weisen darauf hin, dass dabei noch mehr kaputtgegangen sein muss. Die Frage, ob wir das bei unserer Anwesenheit hätten verhindern können oder nicht, wird uns wohl für immer verfolgen. Aber Camillo war nicht alleine, als das passierte, daher lautet die Antwort wahrscheinlich nein. Doch die Unsicherheit bleibt. In der Folge sind unsere lieben Nachbarn mit ihm zum Tierarzt gefahren, der ihn auch mit starken Schmerzmitteln nicht schmerzfrei bekommen hat. Und Schmerzen hatte dieser Hund in seinem Leben wahrlich mehr als genug, so dass die Entscheidung, ihn gehen zu lassen, nur folgerichtig war. Daher kam in Absprache mit uns der Tierarzt am nächsten Tag zu uns nach Hause und half Camillo über die Regenbogenbrücke. Dass wir nicht dabei sein konnten schmerzt uns sehr, ein kleiner Trost ist es aber doch, dass Camillo auf dem Schoß meiner Tochter einschlafen konnte und dass er sich bis zum Schluss über die ihm zuteil werdende Aufmerksamkeit gefreut hat.

Camillo, wir vermissen dich sehr!



© 2010 - 2019 Gregor Jonas
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